Bericht von Bettina 17.06.2011

World Championship im Double Ultra Triathlon

Schon seit drei Jahren, nach meinem ersten Ironman Finish in Kärnten schwirrte der Gedanke eines doppelten IM’s in meinem Kopf herum und hat mich nicht mehr losgelassen. Im Oktober 2010 kam dann das Mail mit der Ausschreibung für 2011 und als ich sah, dass diesmal die Weltmeisterschaft in Österreich ist, gab es kein Zurück mehr. Ich brauchte ca. 10 E-Mails um meinen Trainer, Roland Haslbauer davon zu überzeugen, dass er mir auch dafür einen super Plan erstellen könnte und wie man sieht, hat es sich ausgezahlt :-)

Die Vorbereitungen liefen Anfangs nicht so gut, da ich Ende Oktober einen zweiten Bandscheibenvorfall hatte und ich nicht laufen konnte. Also hieß es alles am Ergo zu machen. Ab Jänner startete ich dann aber auch das Lauftraining und von da an klappte alles wunderbar. Meine Schwester Doris, mein Schwager Andi und meine Freundinnen Irene und Ulli erklärten sich sofort bereit gemeinsam mit Martin die Betreuung vor Ort zu übernehmen. Wir reisten am Freitagvormittag an, denn schon um 13 Uhr wurde jedem Starter Blut abgenommen um den Hämatokritwert zu kontrollieren. Am Abend dann war die Athletenpräsentation wo jeder sein Startsackerl überreicht bekam. Als Highlight wurde „I am from Austria“ umgedichtet auf einen Triathlon – Song und ich musste da schon das erste mal heulen vor Rührung. Ich zischte noch drei Bierchen runter um schlafen zu können und bei einer echt g’schmackigen Pasta ließen wir den Abend ausklingen. Die Bierchen halfen nicht viel, denn ich war schon so nervös, dass mir sogar schlecht wurde. Erst eine Stunde vor dem Start ließ die Nervosität nach. Um 10:45 sprang ich ins Becken zum Aufwärmen, tratschte ein wenig mit den Kollegen in der Bahn bis es endlich hieß, noch fünf Minuten bis zum Start! Endlich – Jetzt geht’s los! Doris übernahm die Führung der Crew und betreute mich beim Schwimmen. Auf Zuruf reichte sie mir Ensure oder No Fog Spray und ich hatte echt Spaß dabei. Das Schwimmen war total lässig im Becken und so waren die 7,6km ein echter Genuss! Nach 2 Stunden und 32 Minuten war’s geschafft. Ganz ohne Hektik absolvierte ich den Wechsel zum Radfahren. 37 Runden a 9,76km standen nun auf dem Plan. Die Strecke ist fast flach und daher schnell zu fahren. Ich kam gleich in einen guten Rhythmus, machte mir die Worte des Trainers zu nutze und sprudelte einfach locker los. Vom Schwimmen hatte ich noch einen Trinkdefizit aufzuholen und so war ich die ersten 5 Runden nur mit Essen und Trinken beschäftigt. Runde für Runde sprudelte ich dahin und machte mir eigentlich nur Gedanken darum was der Magen als nächstes vertragen kann und was ich der Crew zurufen könnte in der kommenden Runde. Ein Highlight waren die zusätzlichen Fans am Nachmittag! Traudi, Peter und Werner gesellten sich zu meiner Crew in Blue und feuerten tatkräftig an! Rosi nützte anscheinend die Gelegenheit zu einer längeren Radausfahrt und war dann am späten Nachmittag auch zur Unterstützung vor Ort. Einfach genial wenn so viele Freunde zum Event kommen!

Die Nacht brachte ein wenig Abwechslung und ein Wackelkontakt bei einem der Vorderlichter hielt mich schön wach. Stellenweise war der Asphalt sehr schlecht und es gab keine Straßenbeleuchtung, was sehr hilfreich war, denn man musste sich konzentrieren und das hielt natürlich wach. In Runde 30 bis 33 hatte ich trotzdem stark mit der Müdigkeit zu kämpfen, doch ein paar Schluck Cola und zwei Schinkenweckerl verhinderten Schlimmeres. Die letzten Runden waren dann zum Genießen und gingen schnell vorbei bis ich nach 11 Stunden und 30 Minuten vom Rad endlich absteigen konnte. Die Fußsohlen schmerzten ziemlich und der Wolf hatte mich auch ganz schön erwischt. Egal, dachte ich mir, da kommt sicher noch mehr bei den anstehenden 84,4km dazu :-)

Zum Laufen gönnte ich mir eine neue Panier und so fühlte ich mich auf den ersten paar Runden richtig wohl. Nach dem Radeln war ich auf Platz 3 vorgefahren und Waltraud Ritter hatte nur 3 Runden Vorsprung. Ich lief ein paar Runden mit ihr gemeinsam und es war echt toll während dem Rennen eine Mitkämpferin kennenzulernen. Die Führende Andrea Kaserbacher war am Rad eine Macht für sich und daher uneinholbar. Von hinten war uns klar, dass Andrea Tahedl und die Mitfavoritin Zsofia Malatinszky nicht lange auf sich warten lassen werden. Aber egal dachte ich mir, es muss sowieso jeder sein Ding durchziehen und am Ende wird dann abgerechnet. Bis km 21 lief alles wunderbar, die Schmerzen in den Beinen und Füßen waren noch erträglich und ich konnte ganz gut Essen und Trinken. Waltraud hatte ich inzwischen überholt und so war ich vorübergehend sogar auf Platz 2. Andrea Tahedl überrundete mich viertelstündlich und legte ein Lauftempo vor, das unmöglich zu halten war so war ich schnell wieder auf Platz drei. Bis 50 Runden vor Schluss war auch Zsofia bis auf 3 Runden an mich herangekommen. Noch war ich auf Stockerlkurs - mein Körper sagte mir schon lange, dass nix mehr geht und bis auf die Nase tat mir alles weh. „WM Dritte - wow, klingt das gut.“ Ich zwang mich immer weiter zu laufen. In der Zwischenzeit finishte der Schweizer Adrian Brennwald in sagenhaften 19 Stunden 50 Minuten und 12 Sekunden mit neuem Weltrekord! Er hat das Zelt gerockt - wir waren alle aus dem Häuschen und haben uns mit ihm mitgefreut - Wahnsinns Leistung!! Am Vormittag kamen dann mein Dad, mein Trainer Roland und seine Frau Heidi, Jürgen und Julia mit ihren Zwillingen, Heli, Herta und Markus zum Anfeuern nach Neulengbach - das beflügelte. Sie pushten mich in jeder Runde. Zsofia hatte Magenprobleme und konnte dadurch keinen Druck mehr machen. Der Abstand zwischen uns blieb konstant - ich brauchte nur nicht nachlassen. Runde für Runde ging ich den Hügel hinauf und begann gleich wieder zu Laufen. Die Zuschauer zählten schon den Countdown runter wie oft ich noch loslaufen musste. Egal wer am Streckenrand stand, sie feuerten uns alle an. Das Wort Triathlonfamily bekam eine ganz andere Bedeutung durch diesen Bewerb. So einen Zusammenhalt hab ich noch nirgends sonst erlebt.

Nach 26 Stunden und 15 Minuten war es dann soweit: Ich schnappte mir die rot-weiß-rote Fahne und ging auf meine letzte Laufrunde entgegen die bisherige Laufrichtung. Durch das Adrenalin waren alle Schmerzen vergessen. Die rund 30 Triathleten die noch auf der Strecke waren gratulierten mir im Vorbeilaufen. Ein Franzose schnappte mich, küsste mich vor Freude und verbeugte sich vor mir. Mit Tränen in den Augen näherte ich mich dem langersehnten Ziel. Mein Trainer Roland warf sich vor mir auf die Knie, denn damit hatte niemand gerechnet, ich selbst am aller wenigsten. Ich finishte meinen ersten Double Ultra Triathlon in 26 Stunden und 19 Minuten als WM Dritte, Siegerin in meiner Altersklasse und 30. in der Gesamtwertung von 63 Startern. Das Gefühl der Freude und der Stolz über die eigene Leistung und die unendliche Dankbarkeit an meine Crew und meine Freunde, dass sie mit mir mitgekämpft haben und mich so grandios unterstützt haben halten immer noch an. Jetzt, vier Tage später kann ich schon wieder halbwegs normal gehen :-))
Danke an alle die mir in den letzten Tagen gratuliert haben - von Wahnsinn, Respekt, Hochachtung und Irrsinn war alles dabei :-))
Meine Crew in Blue: Martin, Doris, Andreas, Ulli und Irene - the best Crew ever!!!
Ganz ehrlich: DES TAUGT GSCHEIT!!


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17.06.2011 - 20:21 Kommentar von Simon Falk


Gratulation zu dieser tollen Leistung! Super wie du des gemeistert hast!

   


     
18.06.2011 - 21:27 Kommentar von Stephan Ott


Ich ziehe den Hut, eine unglaubliche Leistung. Ich mache ja auch gerne längere Bewerbe aber diese Dimension ...... Es freut mich echt für dich, die Top - Platzierung und vor allem dass Du den Bewerb gesund überstanden hast. Ach ja, das mit den 3 Bieren war schon eine gute Idee, werde ich mir für Klagenfurt merken :-)

   


     
19.06.2011 - 12:24 Kommentar von Jürgen Koch


Liebe Bettina! Auch ich möchte dir zu dieser außergewöhnlichen Leistung gratulieren. Das sind Belastungen die sicher kaum einer vorstellen kann. „Well Done“ – heißt`s in der Formel 1 !!

   


     
20.06.2011 - 07:33 Kommentar von Bettina Lettner


Hallo Simon, Stephan und Jürgen! Herzlichen Dank für die Gratulationen - gfreit mi voi!!

   


     
20.06.2011 - 08:16 Kommentar von Karli Seyrkammer


Hallo Bettina! Auch von mir an dieser Stelle nochmal herzliche Gratulation zu deiner außergewöhnlichen Leistung!! Du weißt schon, dass es auch einen 10-fach .... Duck und weg ;-))) Lg Karli PS: Neue Fotos in der Galerie!!

   


     
20.06.2011 - 09:12 Kommentar von Bettina Lettner


jojo - 10-fach ... des passiert mir sicher nie .. oba a 3-facher ...hmmm :-)) Danke Karli!!

   


     
20.06.2011 - 11:41 Kommentar von Claus Jovanovic


Auch von mir herzliche Gratulation! Ich habe ja während des Bewerbs schon neugierig deine Zeiten im Internet verfolgt und mitgefiebert! Ich muss sagen, ich habe doch schon 1 - 2 Gedanken mit einem doppeltem verschwendet... :)

   


     
24.06.2011 - 19:25 Kommentar von Sonja Seyrkammer


Also deine Leistung ist für mich ja unvorstellbar, da zieh ich echt den Hut vor dir! Race across America - das wär doch auch was für dich, oder?!;-)

   


     
29.06.2011 - 22:11 Kommentar von Christian Coder


Herzlichen Glückwunsch zu dieser tollen Leistung. Es ist ja ein ganz normaler Ironman ja schon eine riesen Herausforderung. Aber einen doppelten. HMM Aber das mit den 3 Bieren finde ich total cool. werde ich mit merken.

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